Flader aus Jöhstadt im Erzgebirge

Meine Großmutter mütterlicherseits war Elise Toni Flader (1889 - 1939) aus Jöhstadt. Um 1908 heiratete sie meinen Großvater Willy Kurt Pippig (1886 - 1975), der aus Glauchau stammte und später in Chemnitz lebte.


Leider habe ich meine Großmutter nie kennen gelernt.


Sie stammt aus der "Flader-Dynastie" in Jöhstadt, die vor allem durch das Feuerlöschgeräte-Werk bekannt wurde..

Ihr Vater Carl Eduard Flader, geboren 1844, war Kürschner in Jöhstadt. Sein Cousin Friedrich August Flader (1837 - 1895) war der Begründer der Fabrik.


Wie aus der obigen Abbildung zu sehen, gab es später zahlreiche Vertreter der Familie Flader in Jöhstadt. Einige wenige lebten dann auch in Orten der Umgebung im Erzgebirge oder wanderten in die USA aus.

Die Nachfahren des Friedrich August Flader leiteten den Familienbetrieb weiter bis zur Enteignung nach 1945.


Ein Blick auf Jöhstadt um 1896.



Zur Geschichte des Familienbetriebes:


Im Jahre 1860 gründete Friedrich August Flader in Jöhstadt die Gelbgießerei F.A. Flader & Comp., welche außer Messingartikel auch Kleinlöschgeräte wie Hand- und Kübelspritzen herstellte. Um auch den benachbarten Markt zu beliefern, errichtete sein Sohn Hans Flader einen Zweigbetrieb im böhmischen Pleil-Sorgenthal unmittelbar auf der gegenüberliegenden Seite der sächsischen Landesgrenze.

 

Friedrich August Flader (1837 bis 1895) war im Bau von Handdruckspritzen recht erfolgreich, so dass er sich ganz auf Feuerwehrgeräte spezialisierte und 1872 die Feuerspritzenfabrik E.C. Flader gründete, wobei er dafür die Initialen seiner zweiten Ehefrau Emilie Clementine (Maschke) verwendete.

Mit dem Bau von Dampfspritzen begann die Firma Flader im Jahre 1891.


Besonders bei der Entwicklung und beim Bau von Kleinmotorspritzen hat die Firma Flader in Jöhstadt Pionierarbeit geleistet. Im Jahre 1930 verfasste Hans Flader einen Aufsatz zum Thema „Die Entwicklung der Kleinmotorspritze“. Sein Ziel war es, besonders kleineren Gemeinden, deren Handdruckspritzen oft nicht ausreichten, um ein Feuer wirksam zu bekämpfen, ein preiswertes und leistungsfähiges Motorlöschgerät anzubieten.


Im Gegensatz zu den meisten Feuerlöschgeräte–Herstellern waren die Fabrikgebäude der Firma Flader in Jöhstadt nicht durch Kriegseinwirkung zerstört. Allerdings wurden 1945/46 die gesamten Anlagen und Maschinen von der sowjetischen Besatzungsmacht abgebaut und als Reparationsleistung abtransportiert.
Anschließend erfolgte die Enteignung und Überführung in Volkseigentum als VEB Feuerlöschgerätewerk Jöhstadt. Ab 1947 wurde in Jöhstadt wieder mit der Fertigung von Tragkraftspritzen begonnen.

Firmen-Prospekt        und      Dampfspritze um 1904

Hans Flader (1879 - 1935), der bis zu seinem frühen Tode das Zweigwerk im böhmischen Pleil-Sorgenthal leitete, war sowohl in Jöhstadt als auch in Böhmen überaus beliebt, wie es der folgende Nachruf verdeutlicht:

Auf dem Friedhof in Jöhstadt steht die Familiengruft von Friedrich August Flader, in der auch seine Kinder bestattet sind.




Ein Bruder des Firmengründers Friedrich August Flader, Eduard Edwin Flader (1848 - 1936) war Gastwirt und Besitzer des Hotels "Sächsischer Hof" in Jöhstadt, das sich in der Nähe des Bahnhofes befand.

Im Jahr 1910 sind im Adressbuch von Jöhstadt die Namen von 6 Familienoberhäuptern der Fladers verzeichnet.